Artikel mit dem Tag "Seele"
28. Dezember 2015
Psychoanalyse begann als Traumatheorie, die sich um ein Verständnis von Erinnerungen mit pathogener Qualität bemühte. Bei der Suche nach den traumatisierenden Ursachen wurde dann deutlich, dass Erinnerungen im Gedächtnis umgearbeitet, das heißt verschoben, verdichtet, ins Gegenteil verkehrt, falsch verknüpft oder völlig verdrängt wurden. Die Entdeckung der Übertragung erbrachte dann die Einsicht, dass es ein Wissen gibt, das erst durch Wiederholen im sozialen Kontakt mit einem Anderen...
30. November 2015
Im Interview mit der Wiener Tageszeitung Der Standard spricht der renommierte Psychoanalytiker Otto Kernberg über die anhaltende Bedeutung Freuds für die moderne Psychoanalyse und den Einfluss der Neurobiologie auf seine Lehre. Die Verfortschrittung der Psychoanalyse geht bei Kernberg jedoch zu Lasten der Freudschen Erfahrung.
23. November 2015
Der Kunstverein Hamburg rückt mit der Ausstellung Malerei, böse das subversive Potenzial der Malerei in den Blickpunkt. Anhand konkreter Bildmotive hinterfragen die Arbeiten Geschmacksvorlieben und Wertvorstellungen westlicher Industriegesellschaften und antworten zugleich auf den Anachronismus-Vorwurf gegen die Gattung der figürlich-abbildende Kunst. Die Bezugnahme auf das konkrete Objekt hat die Malerei derweil mit der Psychoanalyse gemein. Die Ausstellung zeigt Werke von vier deutschen...
16. November 2015
Vor allem in Krisenzeiten suchen Menschen nach einer Person, die sie führt. Sie unterstellen Führern die Macht, Auswege aus schwierigen Lagen zu finden. Doch was macht eigentlich gute Führung aus? Für den verstorbenen Alt-Bundeskanzler Helmut Schmidt gehörte zu guter Führung mutiges Handeln dazu. Bei der Hamburger Sturmflut von 1976 trug er als Innensenator und Krisenmanager dazu bei, die Folgeschäden der Umweltkatastrophe einzudämmen. In einem Interview sagte er, sein...
09. November 2015
Es ist inzwischen etwas in Vergessenheit geraten, dass Psychoanalytiker und Psychoanalytikerinnen früher in allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens mitmischten. Sie schrieben und sprachen öffentlich über neue Formen von Vatermord, Mutterinzest und das ganze sonstige Unbehagen in der Kultur, erhielten für ihr öffentliches Engagement sogar Anerkennungen wie etwa einstmals Mitscherlichs Alexander den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Dabei unterschieden sich ihre Beiträge von...
29. Juni 2015
Zwei Neuerscheinungen zum Verhältnis von Physiotherapie und Psychoanalyse führten bei einer Buchvorstellung an der Sigmund Freud Privatuniversität Berlin in das körperbewegte Berlin der 1920er Jahre zurück. In der Blütezeit der Goldenen Zwanziger gingen Psychoanalyse und Gindlersche Reformgymnastik eine höchst produktive Verbindung ein, für die der Psychoanalytiker Otto Fenichel und seine Frau, die Gindler-Schülerin Cläre Nathanson, tonangebend wurden. Mit dem Aufkommen des...
09. März 2015
Wer sich heute danach erkundigt, was Psychoanalyse eigentlich sei, will sich gern auf neueste Forschungen verlassen. Mit dem neuropsychoanalytischen Begriff wird ein Bild von Psychoanalyse konstruiert, wonach es möglich erscheine, die Seele auf der Basis einer mess- und objektivierbaren Naturwissenschaft berrechenbar zu machen. Darum heißt sie hier auch nicht Seele, sondern Gehirn. Beim Gehirn kann zumindest die Lage als gesichert gelten, weiß man doch immer, wo es sich befindet: zwischen...
15. Dezember 2014
In bezug auf die psychoanalytische Erfahrung wird allgemein angenommen, der Analytiker bzw. die Analytikerin deute, was der Analysand sagt. Diese Vorstellung geht bisweilen in den Irrglauben über, Menschen seien für Analytiker durchschaubar wie Glas. Dabei sind Analytiker gewiss nicht schlauer als andere Menschen. Wer oder was deutet also dann in der analytischen Kur? Zunächst gilt: Der Analysant macht die Arbeit. Analytiker hören zu und warten darauf, ob das Unbewusste im Sprechen des...
25. August 2014
Das Verhältnis von Karte und Gebiet sollte idealerweise so realitätsgetreu wie möglich sein. Die maßstabsgenaue Erkundung war seit jeher auch das Ziel der naturwissenschaft-lichen Erforschung von Körper und Geist. Schon zu Freuds Zeiten dominierte die Vorstellung, die Wissenschaft wäre früher oder später in der Lage, etwa im Gehirn die Areale genauestens anzugeben, wo psychische und motorische Abläufe gesteuert werden. Mittels der Genforschung wird versucht, psychische Erkrankungen wie...